Biographie Stirling Moss

Wenn man in den USA den Namen Mario Andretti hört, denkt man sofort an Autorennen. Das selbe kann man von Stirling Moss auf der anderen Seite des "großen Teiches" sagen. Moss wurde für das Rennfahren geboren. Sein Vater, Alfred Moss, fuhr selbst Rennen in Brooklands (GB) und später in Indianapolis, als sein Studium ihn nach Amerika führte. Seine Mutter nahm an verschiedenen Testfahrten und Rallyes teil. Im Alter von neun Jahren kaufte der Vater dem jungen Moss einen alten Austin Seven, mit dem er seine Runden auf den umliegenden Feldern des heimischen Anwesens drehte. Die Familie begeisterte sich auch sehr für den Pferdesport; Stirling und seine Schwester Pat nahmen an verschiedenen Wettbewerben teil. Während sich seine Schwester weiterhin für dem Reitsport widmete, schlug Stirlings Herz mehr für Pferdestärken und Mechanik. Obwohl er ein geborener Sportler war, litt er in seiner Kindheit unter verschiedenen Gesundheitsproblemen, die ihn für den Wehrdienst untauglich machten. Dieser Umstand führte später zu einigen Kontroversen, bis sein Vater dann die medizinischen Berichte veröffentlichte.

Dem Motorsport galt nach wie vor ein großes Interesse der Familie und es war bald an der Zeit, über eine geeignete Karriere nachzudenken. Wie seinem Landsmann Tony Brooks, so war es auch Stirling Moss angedacht, daß er in die Fußstapfen seines Vaters treten, also Zahnarzt werden, und die Praxis übernehmen sollte. Alfred Moss gehörte eine gutgehende Praxis, die sich mit der zahnmedizinischen Betreuung von Niedriglohn-Patienten beschäftigte. Sterling nannte diese Arbeit immer eine "Zahn ziehen und raus, der nächste bitte"-Operation. Seine nur mittelmäßigen schulischen Leistungen machten das aber unmöglich. Im Alter von siebzehn Jahren entschied sich der junge Moss daüfür, ins Hotelgewerbe einzusteigen. Seine Ausbildung beinhaltete die Arbeit als Kellner und Nachtportier

Moss behielt sein Interesse für Autos bei und fuhr bald nach dem Erhalt der Fahrerlaubnis in einem dreirädrigen Morgan auf öffentlichen Straßen. Sein nächstes Auto war ein MG, und kurz nach dem er eine Anzeige für einen Rennwagen mit einer Aspen-Maschine sah, bestellte er sich diesen für 50 GBP. Als sein Vater davon erfuhr, trat dieser mit der Autofirma in Verbindung und stornierte die Bestellung seines Sohnes. Stirling war geknickt, aber sein Vater gab nach und lieh ihm seinen BMW-Sportwagen, den er sich kurz zuvor gekauft hatte. Mit diesem BMW startete er seine Teilnahme an örtlichen Geschwindigkeitsrennen. Sein erster richtiger Rennwagen war ein Cooper 500, den er nutzte, um an regionalen Bergfahrten teilzunehmen. Dieser Wagen und seine Nachfolger waren Garanten für spätere Champions. Moss wurde durch Mitbewerber auf diese Marke aufmerksam und besichtigte die Cooper-Fabrik in Surbiton. Fabrik war in diesem Zusammenhang nicht das richtige Wort, da es sich damals nur um eine Werkstatt mit einem Ausstellungsraum handelte. Stirling kehrte später in Begleitung seines nichtsahnenden Vaters zum Cooper-Ausstellungsraum zurück. Dort konnte er ihn davon überzeugen, wie toll es doch wäre, mit einem Cooper Rennen zu fahren. Sein Vater stimmte unter der Voraussetzung zu, daß Stirling den Hauptanteil der Kosten tragen würde. Nachdem er sich von einigen Besitztümern trennte, fehlte ihm immer noch etwas Geld; an seinem 18. Geburtstag gaben ihm seine Eltern den Rest dazu.

Nachdem die Rennstrecken im Laufe des Krieges zerstört wurden, war der Rennsport für alle, mit Ausnahme der Rennfahrer, nur noch eine unbedeutende Sache. Großbritannien spürte immer noch die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges, insbesondere die Rationierung des Benzins; beinahe jedes Wochenende fand ein Wettbewerbe statt, bei dem die meisten Rennwagen Methanol als Kraftstoff benutzten. Diese Wochenend-Rennen haben bis heute Tradition. Großbritannien ist das Zentrum des Motorsports, weil dort mehr Rennsportveranstaltungen stattfinden als irgendwo anders auf der Welt. Moss nahm an so vielen Rennen wie möglich teil, und er begann, immer öfter zu gewinnen. Dank seines Talentes konnte er seine Eltern davon überzeugen, daß seine Zukunft im Rennsport liegen würde. Mit der Unterstützung seiner Familie war es Moss möglich, alle Wagen zu fahren, die er in die Hände bekam; dies wurde das Kennzeichen seines Erfolges.

1950 wurde Moss Werksfahrer bei HWM. Das Team wurde von John Heath und George Abecassis, zwei Gesellschaftern von Hersham & Waltham Motors, aufgebaut und verfügte über drei Vierzylinder-Formel2-Wagen. Teamleader war der eigensinnige Lance Macklin. Moss erlernte bei HWM die Kunst des Rennsports und bei Macklin die Lektionen über das Leben. Chefmechaniker von HWM war ein polnischer ehemaliger Militärangehöriger namens Kovaloski. Dieser nahm den englischen Namen Alf Francis an und wurde später selbst eine Legende. Beim Grand Prix von Monza hatte Moss einen phantastischen Zweikampf mit dem erfahrenen Ferrari-Piloten Villoresi, der ihm später zu seinem rennfahrerischen Geschick gratulierte. Sein Rekord bei HWM bestand aber leider nur darin, daß seine Rennwagen öfters ausfielen als die der anderen Fahrer; dennoch war dieser Lebensabschnitt für Moss eine großartige Lehre. Zu dieser Zeit fuhr er auch andere Rennwagen wie z. B. den Jaguar C-Typ, mit dem er das Sportwagenrennen von Frankreich, den späteren französischen Grand Prix, gewann; der erste Sieg für einen Wagen mit Scheibenbremsen.

1951 wurde Moss von Ferrari vertraglich verpflichtet, an ausgesuchten Veranstaltungen teilzunehmen. Als er jedoch beim ersten Rennen in Bari starten wollte, wurde ihm kurzerhand verkündet, daß man den ihm versprochenen Wagen dem Fahrer Taruffi zugeteilt hatte. Tief enttäuscht schwor er sich Revanche gegen die "roten Autos". 1955 fuhr Moss neben Fangio für Mercedes und erlebte seinen ersten Sieg in Aintree. 1956 fuhr er einen Maserati und gewann erneut zwei Rennen. Im folgenden Jahr wurde ihm erneut ein Angebot von Ferrari unterbreitet, doch Moss entschied sich, für das britische Vandervell-Team anzutreten. Die Entscheidung, möglichst immer für britische Teams zu fahren, hat Moss wohl zukünftige Weltmeisterschaften gekostet. Ein Beispiel, das die Größe dieses Mannes deutlich macht, ist der Grand Prix von Portugal im Jahr 1958. Während des Rennens dreht sich der Wagen von Mike Hawthorn; trotzdem war es ihm möglich weiterzufahren und als zweiter das Rennen zu beenden. Das brachte ihm noch 7 und Moss 8 Punkte für den Sieg. Hawthorn wurde aber von den Funktionären der Regelverletzung beschuldigt, da er seinen Wagen in entgegengesetzter Richtung neu startete. Moss, der Zeuge des Vorfalls war, trug zu der Verteidigung seines Rivalen bei und Hawthorn konnte somit erleichtert seine Punkte behalten. Schließlich verlor Stirling Moss die Meisterschaft mit nur einem Punkt an seinen Rivalen Rückstand, obwohl er seinen Landsmann in vier Rennen zu einem besiegen konnte. Es ist fraglich, was ein Rennfahrer heute in einer solchen Situation machen würde. Moss konnte weiterhin gegen größere Teams gewinnen, aber die Weltmeisterschaft war bereits außer Reichweite. 1962 zwang ihn ein schlimmer Unfall in Goodwood schließlich in den Ruhestand.

Wer nun behauptet, daß die Karriere von Stirling Moss ein Mißerfolg war, weiß nichts von den Leistungen, die von ihm in so legendären Rennen wie der Targa Floria, Pescara und Mille Miglia erbracht wurden. Zuhause arbeitete er in jeder Beziehung mit dem Journalisten Denis Jenkinson zusammen, um die historische Mille Miglia im Jahre 1955 zu gewinnen.; sie waren die ersten Ausländer seit Caracciola und die einzigen Briten, die das jemals schafften. Bei den 24 Stunden von Le Mans war Moss Partner von Fangio im führenden Mercedes. Während sie das Rennen anführten, passierte auf der Strecke ein tragischer Unfall, bei dem 78 Zuschauer ums Leben kamen; ein Mercedes war hierin verwickelt. Das Team zog sich daraufhin aus dem Rennsport zurück.

Moss wurde von vielen als erster moderner und professioneller Rennfahrer angesehen, der aus Liebe zum Sport fuhr, dabei aber auch die Absicht hatte, ein beträchtliches Einkommen zu verdienen. Er befand sich in physischer Bestform und reiste durch die ganze Welt, um an Rennen teilzunehmen. Er war sich nicht zu fein, um über mehr Geld zu verhandeln und sich zwischen den Rennen mit Büroarbeiten und Aufzeichnungen zu befassen. Stirling Moss begann damit, Rennsportbücher zu schreiben und und machte auch in den Ländern darauf aufmerksam, in denen er zum Wettbewerb antrat. Dies half ihm, seinen Ruhm zu steigern und natürlich auch die Prämien, die er für seine Auftritte verlangen konnte. Nicht zu guter letzt war er ein Rennfahrer, der es genoß, Autos aller Art zu fahren und der antrat, um zu gewinnen.

Stirling Moss hält sich über die heutige Grand Prix-Scene auf dem Laufenden und zögert nicht damit, seine Meinung zu dem Streckendesign, den Auslaufzonen und den allgegenwärtigen Schikanen zu bekunden: "Ein Auto mit Höchstgeschwindigkeit durch eine Kurve zu fahren ist schwierig", sagte er, "aber ein Auto mit Höchstgeschwindigkeit durch die selbe Kurve zu fahren, wenn sich auf der einen Seite eine Mauer und auf der anderen Seite ein Abgrund befindet - Ah, das ist eine Leistung."

Einige große Erfolge



Grand-Prix-Rennen:

Land Jahr Fahrzeug km/h Ø Plazierung
England 1955 Mercedes-Benz 139,2 1. Platz
Monaco 1956 Maserati 104,5 1. Platz
Italien 1956 Maserati 208,7 1. Platz
Italien 1957 Vanwall 193,5 1. PLatz
Niederlande 1958 Vanwall 151,1 1. Platz
Italien 1959 Cooper 200,1 1. Platz
Monaco 1960 Lotus 108,5 1. Platz
USA 1960 Lotus 159,3 1. Platz
Südafrika 1960 Porsche 143,6 1. Platz
Monaco 1961 Lotus 113,7 1. Platz
Deutschland 1961 Lotus 148,6 1. Platz

Gran-Tourismo-Wettbewerbe:

Jahr Rennen Fahrzeug Plazierung Beifahrer km/h Ø
1954 12h-Rennen von Sebring / Zentralflorida Osca 1. Platz Lloyd 118,4
1955 Targa Floria / Sizilien Mercedes-Benz 1. Platz Collins 96,2
1956 ADAC-1000-km-Rennen, Nürburgring Maserati 1. Platz Schell, Taruffi, Behra 129,8
1958 ADAC-1000-km-Rennen, Nürburgring Aston-Martin 1. Platz Brabham 135,7
1959 ADAC-1000-km-Rennen, Nürburgring Aston-Martin 1. Platz Fairman 132,8
1960 ADAC-1000-km-Rennen, Nürburgring Maserati 1. Platz Gurney 133,2

Quellen: Bei dem Text handelt es sich um eine freie deutsche Übersetzung der englischen Vorlage. Diese findet sich auf der Homepage "Grand Prix History" von Mr. David.. Die Bilder und Zeitangaben zu den Rennen stammen aus dem Auto-Jahr Nr 13 (1965/1966), 14 (1966/1967), 15 (1967/1968), 17(1969/1970) von Edita Lausanne (Alleinvertrieb in Deutschland durch Motorbuch-Verlag Stuttgart). Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben übernehmen wir keine Gewähr.

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